{"id":961,"date":"2020-07-01T16:04:00","date_gmt":"2020-07-01T14:04:00","guid":{"rendered":"https:\/\/www.stillberatung-kloster.de\/?p=961"},"modified":"2020-07-01T22:16:53","modified_gmt":"2020-07-01T20:16:53","slug":"wozu-stillberatung-gedanken","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/www.stillberatung-kloster.de\/blog\/wozu-stillberatung-gedanken\/","title":{"rendered":"Wozu Stillberatung? Brief eines Vaters."},"content":{"rendered":"\n

Als Dank f\u00fcr meine Stillberatung habe ich diesen Brief eines Vaters bekommen:<\/p>\n\n\n\n


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Mein “altes” Leben – wozu Stillberatung?<\/h2>\n\n\n\n
\"Wozu
Foto<\/a> von Rasmus Olsen<\/a> (CC BY-SA 2.0<\/a>)<\/figcaption><\/figure>\n\n\n\n

M\u00e4nnerabend: Fu\u00dfball, Bier und ich mitten drin. Baby? Stillen? Stillberatung? – Ganz weit weg. Und wenn, dann kurz abgehakt. Warum auch? Die Menschheit w\u00e4re ausgestorben, wenn Babys und M\u00fctter nicht von Natur aus stillen k\u00f6nnten. Muss so sein wie das Gehen. Da brauche ich schlie\u00dflich auch keinen “Gehberater”. So war meine Meinung. Im “alten Leben”. Vor Fynn. <\/p>\n\n\n\n

Dass sich mit seiner Geburt vieles \u00e4ndern w\u00fcrde, ahnte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht ansatzweise. Aber der Reihe nach.<\/p>\n\n\n\n

Die Schwangerschaft<\/h2>\n\n\n\n

Fynn war unser erstes Kind. Nach dem Studium, der Hochzeit und dem Berufseinstieg unser “neues Projekt”. Ein Wunschkind. Meine Frau hat sich mit Literatur eingedeckt. Und Babyvideos herauf und herunter angesehen. Bei mir lief erstmal alles relativ normal weiter. <\/p>\n\n\n\n

Mit dem Geburtsvorbereitungskurs wurde es erstmals konkreter. Unsere Erwartungen an den Kurs? Blo\u00df nicht singen und tanzen…<\/p>\n\n\n\n

Und einen gemeinsamen S\u00e4uglingspflegekurs gabs auch noch. Der war schon besser. F\u00fcr mich. Zum ersten Mal eine Babypuppe wickeln. Ganz interessant. Dann in ein Tragetuch wickeln. Schon herausfordernder. Aber praktisch. Der Kurs war gut. Das Thema aber immer noch hinreichend abstrakt. <\/p>\n\n\n\n

W\u00e4hrend sich bei meiner Frau der K\u00f6rper – allein schon hormonell – auf die Schwangerschaft einstellte, ging bei mir alles normal weiter. Fast alles: mit meinem Dosenfisch wurde ich mit Nachdruck zum Abendessen ins Arbeitszimmer gebeten.<\/p>\n\n\n\n

Es geht los<\/h2>\n\n\n\n

Und dann der Tag<\/strong>. Seit 6 Uhr sitze ich in der Arbeit. Gegen Nachmittag ruft meine Frau an. Einweisung von der Frauen\u00e4rztin in die Klinik. Schlechter Zeitpunkt. Eine dringende Sache muss liegen bleiben. Also heim, packen und ab in die Klinik. Untersuchung. Wehenschreiber. Sieht doch alles ganz gut aus. <\/p>\n\n\n\n

Dann kommt die \u00c4rztin. Das Fruchtwasser ist zu wenig. Die Herzt\u00f6ne nicht “optimal”. Na gro\u00dfartig. Was hei\u00dft das? Eine Geburtseinleitung wird vorgeschlagen. OK. Klar machen wir das! Meine Frau verkabelt. Der Wehenschreiber bleibt dran. Fynns Herzschlag begleitet uns durch die Nacht. Wie die \u00dcbelkeit und die immer st\u00e4rker werdenden Wehen. Je st\u00e4rker die Wehen, umso hilfloser f\u00fchle ich mich. Wie war das noch einmal in diesem Kurs? Und alle halbe Stunde kommt jemand vorbei.<\/p>\n\n\n\n

Die Nacht vergeht. Ein sch\u00f6ner Morgen! W\u00e4ren da nicht die Wehen, die Hilflosigkeit und die M\u00fcdigkeit. Ich funktioniere und unterst\u00fctze meine Frau. So weit es mir eben m\u00f6glich ist. Fynn l\u00e4sst sich Zeit. Am sp\u00e4ten Nachmittag schaut der Arzt vom Sp\u00e4tdienst vorbei. “Die Herzt\u00f6ne werden schw\u00e4cher”. “Wir m\u00fcssen das Kind per Kaiserschnitt holen”, sagt er. Na toll. Der Wunsch meiner Frau: im Whirlpool das Baby geb\u00e4ren. Geht jetzt nicht. Emotionale Achterbahn. Dann professionelle Hektik bei der Spinalan\u00e4sthesie (die Fruchtblase platzt) und der OP-Vorbereitung. Ich darf mit. Aber erstmal umkleiden. Und warten bis ich abgeholt werde. Gef\u00fchlt eine Ewigkeit.<\/p>\n\n\n\n

Die OP ging schnell. Schnitt. Baby kommt. Schreit. Super. Freude, Tr\u00e4nen, Tunnelblick. Fynn ist da. Er schaut uns an. Der Wahnsinn. Nach seiner Untersuchung bekomme ich meinen Sohn in T\u00fccher gewickelt auf den Arm. “Kurz im Vorraum warten, bis die Mama fertig ist”, sagt die Hebamme. Da stehe ich nun. Wir sehen uns an. Fynn hat Hunger. Er saugt an jedem Finger. Sein Magen knurrt. Oje. Was nun? <\/p>\n\n\n\n

Nach einer Weile ist die Mama fertig. Gott sei Dank. Fynn kann andocken. Er saugt und wir sind alle gl\u00fccklich. Und vollkommen erledigt.<\/p>\n\n\n\n

Es folgt eine zweite Nacht mit wenig Schlaf. St\u00e4ndig will Fynn trinken. Aber irgendwie bekommt er zu wenig Milch.<\/p>\n\n\n\n

Die Situation spitzt sich zu<\/h2>\n\n\n\n

In der dritten Nacht spitzt sich die Situation zu. Der Milcheinschuss l\u00e4sst auf sich warten. Der kleine Zwerg bekommt offensichtlich zu wenig Milch. Fynn hat Hunger und Durst!! Er weint. Ratlos rufen wir die Hebamme. Mit einem Brustern\u00e4hrungsset bekommt Fynn eine Mahlzeit. Er ist satt. Und schl\u00e4ft ein. Wir auch. Wir sind platt.<\/p>\n\n\n\n

\"Mutter
Mutter stillt Baby mit Brustern\u00e4hrungsset \u00a9 Medela AG, Switzerland<\/figcaption><\/figure>\n\n\n\n

Am n\u00e4chsten Morgen: Bumm! Der Milcheinschuss. Die Br\u00fcste spannen und schmerzen. Fynn kann die Menge gar nicht trinken. Eine Hautl\u00e4sion zeigt sich auf der Brust. Und schmerzt zus\u00e4tzlich. Was k\u00f6nnen wir tun? “Eine Stillberatung”, schl\u00e4gt die Hebamme vor. Wenn Sie meint…! Wir sagen zu und vereinbaren einen Termin.<\/p>\n\n\n\n

Besuche der Stillberaterin<\/h2>\n\n\n\n

Schneller als gedacht, bekommen wir Besuch einer Stillberaterin der Klinik. Sie macht Stillberatung IBCLC<\/a>. Aha.<\/p>\n\n\n\n

Vor allem aber macht sie eines: sie strahlt viel Ruhe aus. Und Kompetenz (daf\u00fcr sorgt wohl das IBCLC) und Professionalit\u00e4t. Tatkr\u00e4ftig packt sie zu. Das brauchen wir gerade. Einen Leitfaden. Sie gibt uns viele Tipps zum richtigen Anlegen, zur Behandlung der wunden Stelle und zum ganzen Thema Stillen. Eine intensive Stunde. Nachdem sie aus dem Zimmer ging, waren wir zum ersten Mal erleichtert. Nach 4 Tagen Chaos. <\/p>\n\n\n\n

Ihre Kurzbesuche an den Folgetagen waren sehr wertvoll. Sie gaben uns zunehmend die Sicherheit, dass wir Fynn auch zu Hause gut versorgen k\u00f6nnen.<\/p>\n\n\n\n

Alles ist gut<\/h2>\n\n\n\n

Bei der Entlassung aus der Klinik war Fynn keine Woche alt. Und meine Einstellung komplett \u00fcber Bord geworfen. Nur eine Frage bleibt: warum brauchen wir heute Stillberaterinnen? Die Antwort sollen die Profis geben.<\/p>\n\n\n\n

Ich bin dankbar f\u00fcr unsere Stillberaterin in der Klinik und zu Hause. Fynn w\u00e4chst pr\u00e4chtig. Und vor allem: der Mama geht es dabei gut. Der Start in unser “neues” Leben zu dritt gelingt prima.<\/p>\n\n\n\n

PS: <\/em><\/strong>Nach einem Tipp kommt jetzt auf jede Wunde bei Fynn (er kratzt sich h\u00e4ufig mit seinen spitzen N\u00e4geln) oder jeden Hautausschlag ein bisschen Muttermilch. Teufelszeug. Medikamente oder Cremes braucht er Gott sei Dank keine.<\/p>\n\n\n\n

\"Dank
Mit Baby bei den Niagaraf\u00e4llen<\/figcaption><\/figure>\n\n\n\n

PPS:<\/em><\/strong> Wir haben es getan. Eine sch\u00f6ne Elternzeitreise durch die USA gebucht. Das OK vom Kinderarzt geholt: kein Problem, da Fynn noch gestillt wird. Und f\u00fcr uns eine erhebliche Erleichterung. Wir m\u00fcssen uns nicht um sauberes Wasser, das gewohnte Milchprodukt oder eine M\u00f6glichkeit zum Wasserkochen Gedanken machen. \ud83d\ude42<\/p>\n\n\n\n

PPPS:<\/em><\/strong> Und heute? Ich habe gesehen wie wertvoll Stillberatung sein kann. Sie hat mir und uns viel Sicherheit und Selbstvertrauen in einer Zeit gegeben in der sich so vieles ge\u00e4ndert hat. Beim n\u00e4chsten Kind? Auf jeden Fall wieder eine Stillberatung.<\/p>\n\n\n\n

Ach ja, die Abk\u00fcrzung IBCLC. Sie schafft einen Standard in der Stillberatung. In der Situation an Tag 4 war es uns egal. Retrospektiv sind wir dankbar, dass wir richtige Tipps erhalten haben und nicht lange herumexperimentieren mussten.<\/p>\n\n\n\n


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Nachlese<\/h2>\n\n\n\n

Die beiden Eltern konnte ich mit meinen Leistungen beim Start in das Leben mit ihrem Baby unterst\u00fctzen:<\/p>\n\n\n\n