Sie sind junge Eltern und fragen sich, wie können Babys schlafen lernen? Ihr Baby wacht nachts sehr häufig auf und Sie fühlen sich erschöpft? Sie möchten endlich mal wieder etwas länger am Stück schlafen? Kurzum: ihr Baby schläft nicht oder “schlecht”?
Der “normale” Babyschlaf
Damit Sie mit der Situation besser zurecht kommen, ist es wichtig, den Babyschlaf zu verstehen.
Kinder kommen mit der angeborenen Erwartung zur Welt, dicht neben ihren Eltern zu schlafen (Katherine Dettwyler PhD).
Mutter Natur hat den Babys die Erwartung mitgegeben, sehr häufig gestillt zu werden (auch nachts). Hinweise der Natur dafür sind:
- Die Größe des Magens eines Säuglings
- Die Zusammensetzung der Muttermilch
- Die Schnelligkeit, mit der Muttermilch verdaut wird
- Die Notwendigkeit einer häufigen Nahrungszufuhr für das schnell wachsende kindliche Gehirn
Säuglinge brauchen auch nach dem sechsten Lebensmonat noch nächtliche Mahlzeiten. Fragen zum Thema Langzeitstillen und der Länge der Stillzeit habe ich an anderer Stelle beantwortet. Die allermeisten Säuglinge schlafen im ganzen ersten Lebensjahr nicht durch.
Das ist “normal” und gesund!
Die von unserer Kultur aufgezwungenen Erwartungen der Eltern stimmen nicht mit natürlichen Voraussetzungen überein. Es besteht ein großer Konflikt zwischen den kulturellen Erwartungen und den physiologischen Grundbedürfnissen der Kinder.
Für viele Eltern ist es schwer, sich dem anzupassen und den Spagat auszuhalten. Manchmal können die Konflikte aber auch mit der Berufsausübung der Mutter entstehen. Hilfe um Beruf und Stillen zu verbinden bekommen Sie in meinen Kursen.
Schlafbiologie
Der Babyschlaf setzt sich aus verschiedenen Schlafstadien des oberflächlichen und tiefen Schlafes zusammen.
Funktionszustände des Schlafes:
- REM- Schlaf (Rapid Eye Movements) – oberflächlicher oder aktiver Schlaf:
Typisch dafür ist eine unregelmäßige Atmung, gelegentlich motorische Unruhe, schnelle Bewegungen des Augapfels unter den geschlossenen Lidern, häufig Zuckungen im Gesicht, Engelslächeln. - Non- REM- Schlaf – tiefer Schlaf
Diese Phase ist gekennzeichnet durch große motorische Ruhe, regelmäßige Atmung keine raschen Augenbewegungen, Gesicht strahlt Ruhe und Entspannung aus. Das Verhältnis von REM- und Non- REM- Schlaf verändert sich entsprechend dem Lebensalter.
Beim Säugling dauert ein Schlafzyklus ungefähr 50 Minuten. Wegen der Kürze der Schlafzyklen wachen Säuglinge in den ersten Lebenswochen etwa jede Stunde kurz auf. Wenn Kinder geboren werden, haben sie noch keine zirkadianen Rhythmen. Ab der sechsten Lebenswoche bildet sich zunehmend ein zeitliches Muster der verschiedenen Körperfunktionen aus.
Bei uns Erwachsenen dauern die Schlfzyklen deutlich länger. Wir “tauchen” etwa alle zwei Stunden kurz auf um uns dann umzudrehen und weiterzuschlafen.
Was ist das Problem beim Baby?
Babys haben noch keine Strategie oder Bewältigungsmöglichkeit für das Wiedereinschlafen. Sie sind auf die regulatorische Unterstützung einer Bezugsperson angewiesen. Das heisst, sie benötigen aktiven Beistand, wie zum Beispiel Stillen, engen Körperkontakt, Wiegen oder Streicheln etc.
Diesen Beistand benötigen die meisten Babys im ganzen ersten Lebensjahr. Sollten Sie beim Stillen Probleme haben, kann Ihnen Stillberatung helfen.
Unser Baby schläft nicht. Was können wir tun?
Wenn das Baby möglichst nah bei Ihnen schläft, zum Beispiel im Anbaubettchen, fällt es sehr viel leichter, es zu unterstützen.
Sie müssen nicht aufstehen und werden dadurch richtig wach, sondern Sie können liegen bleiben und Ihr Kind stillen oder streicheln und damit zum wiedereinschlafen zu bringen. Mit dieser Lösung bekommt nicht nur Ihr Kind, sondern auch Sie deutlich mehr Schlafstunden.
Das gleich gilt auch für den Schlaf im Familienbett. Hierbei sollten Sie folgendes beachten:
- Eltern sollten weder rauchen, noch Alkohol oder Drogen konsumieren
- Kind sollte nicht zu warm angezogen sein
- Kind schläft im Schlafsack
- Es schläft in Rückenlage
- Es muss genügend Platz für jedes Familienmitglied vorhanden sein
- Ritzen müssen ausgestopft werden
- Kind muss gegen Herausfallen geschützt werden
- Es sollten keine losen Teile oder Kissen im Bett liegen
Erst wenn das Kind eine Einschlafstrategie für sich entdeckt hat, wird es nicht mehr so häufig aufwachen und um Hilfe rufen.
Versuchen Sie, die Stunden vor dem “Schlafengehen” ruhig zu gestalten und versuchen Sie auch am Tag, Reizüberflutung (viele Unternehmungen, Besuche oder viel Lärm) zu vermeiden.
Wann schläft es denn endlich durch?
Sobald Ihr Baby es schafft, zwei Schlafzyklen aneinander zu hängen, ohne aufzuwachen, spricht man vom “Durchschlafen”.
Das heißt, bei Säuglingen, die sich normalerweise alle zwei Stunden melden, bezeichnet man eine vierstündige Pause als “Durchschlafen”.
Bringt es Vorteile, wenn man dem Kind abends eine Extraportion gibt?
Es ist sicher eine große Verlockung, dem Baby abends zusätzlich Flaschennahrung oder dicke Breie zu füttern, aber in der Praxis hat sich gezeigt, dass dadurch keine Verbesserung des Schlafverhaltens zu erwarten ist.
Tipps für das ältere Kind
Es kann sehr hilfreich sein, ein beziehungsstärkendes Einschlafritual einzuführen. Es sollte immer in der gleichen Reihenfolge ablaufen (Kind kann Erwartungshaltung aufbauen) und Geborgenheit und Zärtlichkeit vermitteln. Eine ruhige Umgebung möglichst außerhalb des Bettchens ist förderlich. Das Ritual sollte dem Entwicklungsstand des Kindes angemessen sein.
Wenn Sie möchten, dass Ihr Kind ohne Ihre aktive Unterstützung einschlafen lernen soll, ist es günstiger, das tagsüber, zum Beispiel beim Mittagsschlaf zu üben.
Seien Sie beruhigt. Die meisten Kinder lernen es irgendwann ganz von alleine, ohne grosses Üben, alleine ein-oder durchzuschlafen.
Es braucht nur viel Geduld und Liebe von seiten der Eltern und das Gefühl der Sicherheit und Geborgenheit.