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Stillen und Alkohol schließen sich eigentlich aus. Ausnahmen sind aber unter bestimmten Voraussetzungen möglich.

Die Handlungsempfehlungen der Nationalen Stillkommission am Bundesamt für Risikobewertung sind eindeutig: „Stillen und Alkoholkonsum? – Besser nicht!“ [1] Da es aber in der Verantwortung der Mutter liegt, möchte ich Ihnen hier die Probleme und die Folgen von Stillen und Alkoholkonsum zeigen. Bei besonderen Anlässen, wie Hochzeiten und Geburtstagen, sind Ausnahmen unter bestimmten Voraussetzungen möglich.

Wieviel Alkohol kommt in die Muttermilch?

Alkohol gelangt über das Blut in die Muttermilch. Studien zeigen, dass der Alkoholspiegel in Ihrer Muttermilch genauso hoch ist, wie der Alkoholspiegel in Ihrem Blut.

In einer Studie von Peppino et al.[6] wurde 2007 die Alkoholaufnahme von 15 normal Gewichtigen, nüchternen Frauen untersucht, die jeweils eine Dosis von 0,4 g Alkohol pro Kilogramm Körpergewicht erhalten haben. Eine Frau mit 50 kg hat 20 g Alkohol (1/2 Bier oder 1 Glas Wein) eingenommen. In der Spitze erreichten die Probandinnen eine Konzentration von 0,8 ‰. Der Abbau wurde mit etwa 6 g/h ermittelt und entspricht in etwa der Formel von 0,1 Gramm Alkohol pro Stunde pro Kilogramm Körpergewicht.

Expositionsabschätzungen auf der Basis von experimentellen Untersuchungen und toxikokinetischen Modellierungen zeigen, dass die Alkoholkonzentration im Blut gestillter Säuglinge nach dem mütterlichen Konsum moderater Mengen Alkohol (bis zu 1/4 l Wein) gering ist, da nur ein Teil des Alkohols aus der getrunkenen Milch in das Blut des Säuglings übergeht. [1]

Rechenbeispiel mit dem Promillerechner[3]: Wenn eine 170 cm große und 60 kg schwere Frau (25 Jahre) um 20 Uhr ein Glas Wein (0,125 l.) trinkt, nimmt sie 12 Gramm Alkohol zu sich. In der Spitze hat sie durchschnittlich eine Blutalkoholkonzentration von 0,3 ‰. Ab 22 Uhr wird mit dem vollständigen Abbau des Alkohols gerechnet. Aufgrund der neurotoxischen Wirkung des Alkohols sollten Sie aber einen Puffer von – in diesem Fall – einer weiteren Stunde planen.

Wichtig: Die Höhe des Alkoholspiegels in der Muttermilch ist aber auch abhängig von Ihrem Gewicht, dem Alkoholgehalt und der Menge Ihres Getränkes, wie schnell getrunken wird und was Sie vorher gegessen haben. Der Alkoholspiegel der Muttermilch sinkt in etwa genauso schnell wie der Blutalkoholspiegel der Mutter, abhängig von der ursprünglichen Höhe.

Was bewirkt Stillen und Alkohol trinken?

Alkohol wirkt sich auf die mütterlichen Hormone aus, die während der Stillzeit sehr wichtig sind. So wird zum Beispiel das hormonelle Wechselspiel von Oxytocin und Prolaktin beeinflusst. Gerade in der Anfangszeit kann eine Störung des Hormonhaushalts ungünstige Langzeitwirkungen haben.

Eine erhöhte Aufnahme von Alkohol kann auch zu einer Veränderung der Zusammensetzung der Muttermilch führen und den Geschmack der Muttermilch verändern. Dadurch kann es sein, dass Ihr Baby die Brust verweigert.

Diese Störungen können in der Folge zu wunde Brustwarzen, Milchstau oder eine Brustentzündung führen.

Über eines sollten sich Eltern im Klaren sein: Alkohol ist ein Neurotoxin (Nervengift). Damit sind auch Auswirkungen auf das Baby, abhängig von der aufgenommenen Menge und der Häufigkeit, möglich. Problematisch ist, dass über kurz- und langfristige Wirkungen des Alkoholkonsums in der Stillzeit auf den kindlichen Organismus keine kontrollierten Studien vorliegen, sodass die Datenlage nicht ausreicht, um daraus eine Dosis-Wirkungs-Beziehung ableiten zu können. [1]

Wenn Babys Alkohol über die Muttermilch aufnehmen, können folgende Symptome auftreten:

  • Gereiztheit und Unruhezustände
  • Schlafstörungen
  • Vermehrtes Schreien
  • Saugprobleme
  • mangelnde Gewichtszunahme
  • Verhaltensauffälligkeiten
  • Wachstums- und Entwicklungsstörungen
  • Vergiftungszustände

Internationale Empfehlungen zu Alkohol in der Stillzeit

LandEmpfehlungQuelle/ Stand
DeutschlandStillen und Alkoholkonsum? – Besser nicht!Nationale Stillkommission am Bundesinstitur für Risikobewertung (2012)
Englandfür stillende Frauen gleiche Empfehlung wie für Schwangere: Alkohol vermeiden, niemals mehr als 1–2 alkoholische Getränke ein- bis zweimal pro WocheNational Health Service (2006)
Frankreichgelegentlich 1–2 GläserAgence Nationale d’Accréditation et d’Évaluation en Santé (2002)
ÖsterreichStillende Frauen sollen alkoholische Getränke so weit es geht vermeiden. Auf Getränke mit hohem Alkoholgehalt sollte verzichtet werden.Bundesministerium für Gesundheit (2009)
SchweizMeiden von Alkohol in der Stillzeit, da regelmäßiger Alkoholkonsum oder Konsum größerer Mengen die psychomotorische Entwicklung beeinträchtigen kannSchweizerische Gesellschaft für Ernährung (2008)
AustralienAm besten kein Alkohol, das ist am sichersten.
Auf jeden Fall sollen Frauen im ersten Lebensmonat des Kindes, solange das Stillen noch nicht gut etabliert ist, keinen Alkohol trinken. Danach unter 20 g Alkohol pro Tag. Kein Alkoholkonsum unmittelbar vor dem Stillen. Stillende Frauen, die Alkohol konsumieren wollen, sollen sich einen abgepumpten Milchvorrat anlegen.
Australian Government & National Health and Medical Research Council (2009) Australian Breastfeeding Association (2009)
KanadaExzessiver oder täglicher Alkoholkonsum wird abgelehnt, nach gelegentlichem Konsum eines alkoholischen Getränks wurde keine schädliche Wirkung beim Kind beobachtet.Public Health Agency of Canada (2005)
NeuseelandAlkohol soll während der Stillzeit vermieden werden. Wenn kein Verzicht möglich ist, soll der Konsum auf gelegentlich 1 bis 2 Standarddrinks (10– 20 g Alkohol) reduziert werden. Exzessiver Alkoholkonsum soll vermieden werden.Ministry of Health New Zealand (2008)
USAEs soll nicht mehr als 0,5 g Alkohol pro kg KG pro Tag (≈ 2 Gläser Wein bei einer 60 kg schweren Frau entsprechend 30 g reinem Alkohol) getrunken und bis zu zwei Stunden nach Konsum eines alkoholischen Getränks nicht gestillt werden.American Academy of Pediatrics and the American College of Obstetricians and Gynecologists (2006)
USA (Kalifornien; Sonoma County)Ein gelegentliches alkoholisches Getränk zu besonderen Anlässen ist akzeptabel, aber es sollte bis zu zwei Stunden danach nicht gestillt werden.American Academy of Pediatrics (2005) (http://www.aap.org/)
vgl. Alkohol in der Stillzeit – Eine Risikobewertung unter Berücksichtigung der Stillförderung S. 27.

Wie kann ich Alkoholkonsum und Stillen vereinbaren?

Wenn der Konsum von Alkohol unvermeidbar ist, sollten Sie folgende Punkte beachten:

  • Stillen Sie Ihr Baby, bevor Sie Alkohol trinken
  • Essen Sie etwas vor und während des Alkoholkonsums
  • Sie könnten eventuell auch vorher etwas Muttermilch abpumpen, damit Sie, falls Ihr Baby sehr bald wieder Stillen möchte, diese Milch anbieten können.
  • Es ist sehr wichtig, dass Sie dafür sorgen, dass sich eine zuverlässige Betreuungsperson um Ihr Kind kümmert, für den Fall, dass es Ihnen nicht mehr möglich ist.
  • Außerdem sollten Sie es unbedingt vermeiden alkoholisiert mit Ihrem Kind im selben Bett zu schlafen – Sie könnten es verletzen.

Alkohol im Essen

Neben einem gezielten Alkoholkonsum, in der Regel über Getränke, kann es auch zu einem (unwissentlichen) Konsum über Speisen kommen. Eine Praline Ferrero MonCherie enthält ca. 0,66 g Likör, also ca. 0,21 g Alkohol (wenn Likör mit 40 Vol.%). Sie müssen allerdings 57 Pralinen verzehren, um auf ein Glas Wein zu kommen. Bei einer italienischen Zabaione, Weinschaumcreme, können bis zu 6 Vol.-% Alkohol enthalten sein.[4] Wenn sie 200 ml. von diesem Dessert essen, entspricht das etwa einem Glas Wein.

Alkohol kann aber auch in weiteren Lebensmitteln, natürlicherweise durch Gärung, oder als Konservierungsmittel enthalten sein: Überreife Bananen, Fruchtsäfte, Gemüsesäfte, (Fertig-) Teige und Kuchen, Sauerkraut, Kefir, Fruchtmus. [5] Allerdings ist die Menge sehr gering.

Eine signifikante Belastung durch Alkohol beim Essen müssen Sie in der Regel nicht erwarten. Und wenn doch Alkohol enthalten ist, können Sie die Mengen gering halten, bzw. durch Abwechslung und Vielfalt das Risiko minimieren.

Fazit zu Alkohol in der Stillzeit

Insgesamt zeigt die Studienlage, Alkohol in der Stillzeit, dass ein gelegentlicher Alkoholkonsum in kleinen Mengen mit dem Stillen vereinbar ist, wenn nach der Einnahme des Alkohols eine kurze Stillpause von ca. 2 – 2,5 Stunden eingehalten wird. Am besten bleibt der weitgehende Verzicht auf Alkohol.

Größere Mengen an Alkohol müssen in der Stillzeit ebenso vermieden werden wie chronischer, regelmäßiger Alkoholkonsum. Bei einem mütterlichen Alkoholmissbrauch muss zum Abstillen geraten werden.

Übersicht Alkohol und Stillen

Literatur

  1. Bundesinstitut für Risikobewertung, Alkohol in der Stillzeit – Eine Risikobewertung unter Berücksichtigung der Stillförderung, 07/2012.
  2. Anderson, Alcohol Use During Breastfeeding, Breastfeeding Medicine 01.06.18.
  3. Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Promillerechner (nur ungefähre Näherungswerte!).
  4. Münchner Merkur, Kuchenrausch? So viel Restalkohol bleibt nach dem Erhitzen zurück, 06.10.20.
  5. Vital.de, Diese Lebensmittel enthalten kleine Mengen Alkohol, 15.12.16.
  6. Pepino et al., Lactational State Modifies Alcohol Pharmacokinetics in Women, Alcohol Clin Exp Res. 2007 Jun; 31(6): 909–918.
Stillberaterin Ingrid Kloster IBCLC

Mit Leib und Seele bin ich seit 1994 Stillberaterin in München und unterstütze Mütter dabei Probleme beim Stillen durch IBCLC zertifizierte Stillberatung zu lösen ☀  oder diesen mit Schulungen vorzubeugen ☂. Meine Vita finden Sie hier. In der Corona-Pandemie habe ich ein besonderes Hygienekonzept für Besuche in meiner Praxis. ☎ 089/70009538 (Onlinetermine).

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